Jeder kennt den Spruch: „Ein
voller Bauch studiert nicht gern.“ Wussten Sie, dass dieser Satz auch
andersherum wahr ist? Ein „voller Kopf“ hindert den Bauch nämlich auch am
Verdauen! Wie ist das zu verstehen?
Unser Körper ist ein Meister
der Ökologie. Die vorhandenen Energieressourcen werden jederzeit optimal
eingeteilt. Für die Steuerung der Energiebereitstellung ist das vegetative (autonome)Nervensystem zuständig. Es besteht aus zwei antagonistischen
Anteilen, dem Sympathikus (Stressmodus)
und dem Parasympathikus (Heilmodus).
Wenn wir im Stress sind, werden über den
Sympathikus in unserem Körper all die Bereiche mit Blut versorgt, die für
lebensrettende Kampf- oder
Fluchtreaktionen nötig sind, vor allem Gehirn, Herz, Lunge und Muskulatur.
Das für deren Mehrbedarf nötige Blut
wird dabei dem Magen-Darm-Trakt entzogen. Dieser wird bei Stress sozusagen „ausgeschaltet“
und ist erst wieder voll funktionsfähig, wenn der Stress vorbei ist und Sie
sich wieder entspannt haben.
Der Körper kann leider nicht
unterscheiden, ob Sie gestresst sind, weil Ihnen gerade ein Säbelzahntiger auf
den Fersen ist oder Ihnen nur die U-Bahn vor der Nase weggefahren ist oder Sie sich über Ihren Chef ärgern. Die körperlichen Veränderungen laufen immer nach dem gleichen Muster ab.
Stellen Sie sich einmal vor,
Sie wollten zu Abend essen und dabei gleichzeitig die Nachrichten im Fernsehen
anschauen (nicht so ungewöhnlich, oder?). Da die Nachrichten in der Regel
ziemlich unerfreuliche Botschaften verbreiten, kann es passieren, dass Sie sich
darüber aufregen, d.h. Sie geraten in Stress. Sofort schaltet Ihr Körper um auf
den Stressmodus: der Magen-Darm-Trakt
wird abgeschaltet, die Verdauungssaftproduktion und die Peristaltik werden eingestellt.
Da Ihre Aufmerksamkeit nicht beim Essen, sondern bei den
aufregenden Bildern im TV ist, kauen Sie
nicht gründlich und bemerken auch nicht, dass Sie zu viel essen.
Ihr armer Magen, dem gerade alles Blut entzogen wurde, der keinen Magensaft mehr bilden und sich nicht mehr richtig
bewegen kann, ist hilflos den ankommenden groben Nahrungsstücken ausgeliefert. Das Essen bleibt viel länger
im Magen liegen als vorgesehen und Sie erleben ein unangenehmes Völlegefühl und Aufstoßen.
Irgendwann entleert sich der
Magen doch langsam und die unzureichend zerkleinerte und nicht genügend mit
Magensaft durchmischte Nahrung wird dem Dünndarm weitergereicht. Dieser kann
mit seinen ebenfalls deutlich vermindert ausgeschütteten Verdauungssäften dem schlecht
vorbereiteten Nahrungsbrei nicht Herr werden. Das ist die Stunde einer ganzen
Armee von unangenehmen Darmkeimen, die nun durch Fäulnis- und Gärungsprozesse die
Nahrung doch noch in halbwegs verdaubare Bestandteile zerlegen.
Leider werden dadurch nicht
nur eine ganze Menge Gase gebildet, die sich als Blähungen bemerkbar machen, sondern zusätzlich besudeln diese bösen
Jungs auch noch unsere Därme mit giftigen Ausscheidungen wie Fuselalkohol und
Ammoniak, die Bauchkrämpfe und Durchfall
verursachen können und unsere Leber stärker belasten, als der gute Wein, den
sie zum Essen genießen.
Das Gleiche passiert übrigen
auch, wenn Sie beim Essen angeregte Diskussionen führen oder sich das Brötchen
hinein stopfen, während Sie die Zeitung lesen. Dem Körper ist es egal, womit Sie
sich stressen. Eine gute Verdauung ist
unter Stress unmöglich!
Zum Glück geht es auch
anders! Wer einmal verstanden hat, dass nur ein gut durchbluteter und aktiver
Magen-Darm-Trakt eine optimale Verdauung ermöglicht, kann dafür sorgen, sich
vor dem Essen zu entspannen und eine ruhige Atmosphäre sicherzustellen. Wer oft
mit Verdauungsproblemen zu tun hat oder unter einem Reizmagen oder Reizdarm
leidet, könnte sich so oft wie möglich vor
den Mahlzeiten für 5 Minuten hinlegen, den Kopf zur Ruhe bringen und
entspannen. Wenn die Möglichkeit nicht besteht, zum Beispiel weil Sie auswärts
essen, helfen schon einige tiefe und
ruhige Atemzüge vor dem Essen, um das vegetative Nervensystem vom
Stressmodus in den Heilmodus zu bringen.
Wenn Sie noch mehr leichte und alltagstaugliche Methoden des Stressabbaus lernen möchten, kommen Sie doch zu meinem Kurs: "Entspannt und gelassen im Alltag"
Herzlichst
Ihre Dr. F. Schindler
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